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HeadlineDer Elf und der Hobbit *g*

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AuthorComment

miriam 
Oct-20-2003, 19:14 GMT
IP:
Unknown

Heute war ein großer Artikel über den Tourauftakt auf der ersten Seite des Feuilletons in der "Welt", mit nem schönen Foto :-)
Sie nennen Paul Hobbit und Art Elf *gg*
Wenn ich wieder mehr Zeit hab, werd ich den Artikel mal einscannen.

 
[Readers: 516 ]

Jesse
Oct-21-2003, 15:10 GMT
IP:
Unknown

Die Herren reisen in Erinnerung

Und ihre Stimmen halten das Versprechen: Simon und Garfunkel singen die alten Lieder
von Uwe Schmitt



Pop-Opas im Konzert: Simon & Garfunkel sind wieder auf Tour
Foto: siehe picture Wilkes Barre


Detroit - Als ihre jungen Stimmen "Let us be lovers..." flüstern, vom Band, als Erinnerungsfetzen aus vier Jahrzehnten zu "America" über die Videowand flackern - die Künstler als junge Männer, Mondlandung, Bürgerrechtsdemonstrationen, Punker, Clinton - erheben sich 22 000 von ihren Sitzen wie zum Gebet. Mögen sie noch einmal unser Entzücken verdienen, nicht unser Erbarmen. So lautet die innige Fürbitte des Publikums. Sie wird heikler bei der dritten Wiedervereinigung seit 1970. Gerade noch acht Jahre trennen Paul Simon und Art Garfunkel von dem Erdulden der Textzeile, die Simon 1968 ahnungslos für "Old Friends" verfasste: "Wie schrecklich schräg/wenn man siebzig ist."


Da stehen sie im Spot in ihren figurschonenden weiten Hemden und singen "Old Friends". Der alternde Elf Garfunkel und Hobbit Simon: der größte Songschreiber des Pop nach Paul McCartney, der seinem Sänger-Partner mit dem blonden Afrohaar bis zu den Ohren reicht. Garfunkel, die Mimik wie seit jeher changierend zwischen Oberst Ghadafi und Kasperle-Grimasse (bei den hohen Tönen), ist besser gealtert als Simon, der sich von seinen räudigen Haarresten nicht trennen mag. So stehen sie in leichten Trockeneisschwaden und halten nicht inne für die ersten drei Songs, "Old Friends", "Hazy shade of winter", "I Am A Rock". Dann steht der Befund fest. Ihre Stimmen halten die alten Versprechen noch.


"Wir trafen uns mit elf Jahren (im Juni 1953)", erzählt Simon später und wird es in dreißig amerikanischen Städten bis Mitte Dezember wohl wortgleich wiederholen, "wir begannen mit 13 zu singen und mit 14 zu streiten". Die Herren reisen in Erinnerungen. Sie sind so viel dichter an Sinatra als an Eminem, längst nicht mehr zu jung zum Sterben und noch nicht zu alt für den Rock´n´Roll. Die Premiere der "Old Friends"-Tour in die Mehrzweckhalle von Auburn Hills, einem bemerkenswert hässlichen Vorort nördlich von Detroit, war nach wenigen Stunden ausverkauft. An Geld mangelt es den Baby Boomern nicht. Sie sind so unterschiedlich gealtert wie ihre beiden Helden. Man sieht teure Broschen funkeln und viel Kopfhaut glänzen unter schütter zusammengezwungenen Pferdeschwänzen; schwarzes Leder passt nicht übel zu grauem Haar. Man wird angesprungen von Parfüms und (nicht mehr recht) passenden Leoparden-Outfits. Es gibt nicht wenige würdige Paare Vater und Tochter. Und es gibt in dieser Rock´n´Roll-Generation die ersten Rollstuhlfahrer mit Sauerstoffschläuchen in der Nase.


Es ist viel und wahrlich rechtens gespottet worden über die Plage der Reunions, die einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkomme und einer faden Belohnung für künstlerischen Stillstand. Selbst den würdevollen Wiederbelebungen hängt etwas Gieriges, Billiges, Geschwätziges an von Butterfahrt und Klassentreffen und, wenn´s hoch kommt, gläubige Wallfahrt. Bob Dylan hat solche Aufgüsse nicht nötig und wüsste auch nicht, mit wem er zusammenkommen sollte. Lennon und McCartney widerstanden, solange sie die Wahl hatten. Simon und Garfunkel litten in ihrer hohen Zeit 1964 bis 1970 daran, neben Dylan und den anderen Folkbarden etwas zu süß, zu nett, zu bürgerlich zu wirken. Längst spielt das Image für sie. Mit über Sechzig unentwegt Wollust zu mimen wie der arme Mick Jagger hat einen Zug ins Lächerliche wie politisch naive Weltverbesserei der Sechziger Jahre. Es spricht für das Genie und den Geschmack Paul Simons, wie gut seine Texte über die Jahre gekommen sind.


Die Welt (20.10.2003)

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